„Mehr als nur ein Hobby“
– aus dem Leben eines Buschläufers

Dennis Beck

Jedes Jahr werden Menschen beim Spendenlauf „Runtegrate -Laufen für den Jungbusch“ für ihr besonderes Engagement für den Jungbusch ausgezeichnet. In diesem Jahr ging die Medaille an Dennis Beck. Seit fast fünf Jahren ist er Jugendtrainer der DJK Jungbusch. Viele werden ihn kennen – als Fußballspieler, Trainer oder ehemaligen Nachbarn. Für alle anderen sei er hier einmal vorgestellt. Ich habe ihn zum Interview getroffen.

Wir treffen uns an einem Mittwochabend, Dennis kommt – welch Überraschung – direkt vom Fußballtraining. Aus Neuhermsheim, dort trainiert er während der Sommermonate jeden Dienstag und Mittwoch die E-Jugend der DJK. Wieso aus Neuhermsheim, frage ich erstaunt. Die Nutzung des Rasens sei Dank einer Kooperation mit dem dortigen Fußballverein möglich; im Jungbusch gibt es leider keinen Sportplatz, erklärt mir Dennis. Das ist zwar schade, aber der Platz dort ist top in Schuss, groß und die Straßenbahn fährt quasi direkt bis vor die Haustüre des Sportheimes – Dennis gewinnt jeder Situation etwas Positives ab. Er scheint ein Optimist zu sein.

Der Fußballer

Wir unterhalten uns viel über Fußball, darüber, wie er zum „Jungbuschler“ wurde und zur DJK kam. Es ist sehr angenehm, seiner Geschichte zuzuhören – die sehr viel mit dem Ballsport zu tun hat. Wenn er von seiner „Leidenschaft Nr. 1“ redet, dann leuchten seine Augen, nicht selten schmunzelt er dabei. Fußball, so sagt er, ist für ihn „mehr als nur ein Hobby“, er ist Teil seines Lebens, den er zum Ausgleich braucht, zum Abschalten. Von seinem Studium, von den Prüfungen, vom Alltag. Egal, ob als Spieler, Trainer oder Zuschauer. Und weil das so ist, stellt er manchmal den Verein über Privates. Während seiner Zeit als aktiver Spieler unterstützte er die Mannschaft zur Rückrunde im Abstiegskampf; trotz großem Prüfungstress und kurzzeitiger Spielpause.

Der Pädagoge

Als Trainer versucht er immer ein Vorbild für seine „Zöglinge“ zu sein, vor und während der Spiele Ruhe zu bewahren, fair zu sein. Am Spielfeldrand fiebert er natürlich trotzdem immer mit – „Manchmal überkommt es mich doch, da werd‘ ich hochemotional. Da kicke ich dann selber auch am Seitenrand und hab den Fuß oben. Manchmal, da bin ich schon noch einfach Fußballer.“ Auch der ein oder andere Jubelschrei bei einem Treffer ins gegnerische Tor entfleucht ihm schon mal, gesteht er lachend ein. Nicht nur die Spieler und Spielerinnen (ja – mittlerweile vier an der Zahl!) der DJK profitieren von Dennis´ Pädagogikstudium, auch in der Jugendini Jungbusch engagiert er sich.

Der Jungbuschler

Aber nicht nur über Fußball plaudern wir, fast automatisch kommt Dennis auf den Jungbusch im Wandel und die Gentrifizierungserscheinungen im Stadtteil zu sprechen: „Ich denke, für einige Familien wird das schon auch Nachteile haben“ – Stichwort: steigende Mietpreise, Investorenkäufe. Aber: Dass ein Quartier sich verändert, muss nicht per se etwas Schlechtes sein, so Dennis. Jede Stadt unterliege einem ständigen Wandel, der, sofern er gelenkt und von der Bewohnerschaft mitgestaltet wird, eine Reihe an Chancen mit sich bringt. Hier sieht er vor allem die Politik in der Pflicht. Er erzählt, dass auch das Haus, in dem er mehrere Jahre wohnte, von einem Investor aufgekauft wurde. Geändert habe sich jedoch seitdem nichts, weder am Mietpreis noch an der Immobilie selbst. Als Student sieht Dennis auch sich selbst als integralen Bestandteil der Gentrifizierung. Wie viele junge Menschen führte auch Dennis das Studium in die Rhein-Neckar-Region. Mit Mitte 20 machte er sich von seiner Heimat am Bodensee nach Mannheim auf. Dort hatte er bereits Bekannte, bei denen er zunächst wohnte, bis er, eher durch Zufall, in einer WG im Jungbusch landete. Den Stadtteil kannte er vorher nicht. Schnell lernte er das Multikulti, für das der Jungbusch so bekannt ist, lernen und schätzen. „Es war auch erstmal ungewohnt, ich kam aus einem Provinznest. Aber das war dann umso schöner da reinzukommen und das mitzukriegen und mitzuerleben. Ich finde es schön, dass die Kulturen aufeinander prallen und kann das nur gutheißen. […] Das bereichert immer einen Stadtteil. Da ist eine echte Chance für den Busch“.

Heute wohnt Dennis nicht mehr im Jungbusch – was ihn jedoch nicht weniger zum „Jungbuschler“ macht. Noch immer ist er dem Stadtteil sehr verbunden, nicht nur wegen seines Engagements bei DJK und Jugendini.

Der Buschläufer

Für den Stadtteil hat Dennis nur Lob übrig – das Miteinander, das Engagement, den Runtegrate. Die Auszeichnung als „Buschläufer 2016“ bedeutet ihm viel, er ist stolz darauf, man sieht es ihm an. Das sagt er schließlich auch „Das war natürlich eine große Ehre. Das ist eine schöne Anerkennung.“

Was er sich für die Zukunft wünsche – den DJK, den Stadtteil, den Runtegrate, frage ich abschließend. Nach kurzem Überlegen antwortet er, zum einen hoffe er darauf, auch nach dem Studium hier in der Region bleiben zu können und damit der DJK noch länger als Trainer erhalten zu bleiben. Und außerdem wünscht er sich weitere zuverlässige und engagierte Trainer für die DJK – da ist er wieder, der Fußball.

Gisa Trautmann

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