„Der Jungbusch ist ein sehr emotionaler Stadtteil“
Warum immer mehr Filme im Jungbusch gedreht werden

Filmproduzenten aus Baden-Württemberg und ganz Deutschland drehen immer häufiger in Mannheim, insbesondere auch im Jungbusch.
Vor wenigen Tagen hatte im Auftrag des SWR das filmsyndicat für die Filmproduktion „Der Brand“ (Arbeitstitel) seine Zelte in der Jungbuschstraße aufgeschlagen.


Doch auch die Filme „Cindy liebt mich nicht“, produziert im Herbst 2009, und „Parkour“ aus dem Jahr 2008, wurden zu großen Teilen im Jungbusch gedreht. Während die erstgenannte Produktion vor allem in der Onkel-Otto-Bar gedreht wurde, entstanden die Szenen von „Parkour“ unter der Kurt-Schumacher-Brücke am Verbindungskanal. Für eine weitere im März 2009 im Jungbusch gedrehte Produktion namens „Carla Luka“ steuerte die Popakademie die Musik bei.

Die Buschtrommel fragte deshalb Michael Ackermann, dem Projektleiter der FilmCommission, was den Jungbusch als Location zu attraktiv macht. Als regionale Beratungsstelle begleitet die FilmCommission Metropolregion Rhein-Neckar Filmschaffende bei Produktionen in der Metropolregion Rhein-Neckar.

Buschtrommel: Herr Ackermann, was zieht die Produzententeams ausgerechnet nach Mannheim? Baden-Württemberg ist groß und die Landeshauptstadt Stuttgart oder Karlsruhe sind doch auch bedeutend.

Michael Ackermann: Mannheim ist nicht vergleichbar mit anderen Städten im Land. Das urbane Bild ist einmalig in Baden-Württemberg. Gerade was das Großstadtleben anbetrifft kommen Karlsruhe, Freiburg oder andere Städte nicht mit. Und auch Stuttgart kann ganz bestimmte Bilder nicht vermitteln. Hier in Mannheim lassen sich Geschichten, die in einem rauen Großstadtleben spielen sollen, besonders gut erzählen und eben glaubwürdig vermitteln.

BT: Die Filmproduzenten zieht es aber in der Jungbusch. Was hat denn dieser Stadtteil, was andere nicht haben?

M.A.: Der Jungbusch ist für mich das Herz Mannheims, es ist ein sehr emotionaler Stadtteil. Die Vielfalt der hier lebenden Menschen und das Leben auf der Straße machen den Stadtteil auf besondere Weise lebendig und anziehend. Hier erlebt man eine ganz besondere Atmosphäre. Dazu kommt die Nähe zum Hafen mit der Industriekulisse, markanten Gebäuden, Brücken und den gut sichtbaren Wasserflächen in direkter Nachbarschaft. Alles zusammengenommen ergibt ein ganz einzigartiges Flair. Der Stadtteil ist rau, aber nicht verwahrlost und die vielen kleinen Kneipen sorgen für eine besondere Stimmung. Diese besondere Anziehungskraft zieht ja derzeit nicht nur die Filmemacher an. Obwohl der Jungbusch nur wenige Straßen umfasst, vermittelt er ein Stück Kreuzberg mitten in Mannheim.

BT: Waren die Filmproduktionen, die im Jungbusch produziert wurden, eigentlich erfolgreich? Sind sie im Fernsehen oder im Kino zu sehen?

M.A.: Die Arbeit der FilmCommission und der MFG Filmförderung trägt Früchte. „Cindy liebt mich nicht“ wird im Sommer 2010 öffentliche Premiere in Mannheim haben, bevor der Film anschließend in die deutschen Kinos kommen wird. Die Premierenfeier von „Parkour“ fand vor dem bundesweiten Kinostart am 11.03. vor wenigen Tagen im Mannheimer Cinemaxx statt. Dort und im Odeon läuft der Film im regulären Programm. Beide Filme wurden bei der Berlinale 2010 uraufgeführt und werden mit ihren spektakulären Bildern aus Mannheim und dem Jungbusch deutschlandweit die Zuschauer in die Kinos locken.

BT: Beim Internat. Filmfestival Mannheim-Heidelberg hatte ja auch der Film „Heimspiel“ von Mario Di Carlo seine Premiere, der die Theaterarbeit der Creative Factory im Gemeinschaftszentrum Jungbusch zeigt. Was ist der Unterschied zu den von dir genannten Filmproduktionen?

M.A.: „Heimspiel“, der im Anschluss an das Festival ja auch in das Atlantis-Kino kam, erzählt eine ganz besondere Geschichte aus dem Jungbusch. Es wird das reale Leben gezeigt. Die anderen Filme tragen ihre Geschichten in den Stadtteil hinein. Der Jungbusch bietet hier den passenden und überzeugenden Rahmen. In jedem Falle erfährt der Jungbusch eine Bewunderung von außen und wird in ein ganz besonderes Licht gerückt. Vielleicht haben die Mitglieder der Theatergruppe ja Interesse, in künftigen Filmproduktionen kleine Rollen zu übernehmen. Das könnte ich mir gut vorstellen. Ich rechne mit jährlich ca. 10 Drehtagen im Jungbusch.

Das Interview führte Michael Scheuermann.

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