Nachtwandel 2009 – Sternstunden im Jungbusch“

… so titelte in diesem Jahr der Mannheimer Morgen in seiner Berichterstattung über den Nachtwandel. Im sechsten Jahr findet nun schon dieses Ereignis statt, zu dem jedes Jahr mehr Jungbusch-Bewohner und Mannheimer kommen und bei dem eine wachsende Zahl von Kreativen mitwirkt. Zeit also für eine kleine Bestandsaufnahme oder anders gesagt: Was waren die kleinen und großen Sternstunden beim Nachtwandel 2009?


Der Nachtwandel verlief friedlich: ca. 12.000 Menschen sind an beiden Veranstaltungstagen in den Busch gekommen. Es gab keine größeren Konflikte – einfach ein anregendes und friedliches Fest. Das attestierte auch die Polizei. Der Nachtwandel hat einfach ein tolles Publikum!

Der Nachtwandel ist vielseitiger denn je:
Immer mehr Kreative sind mit von der Partie. Das macht den Nachtwandel vielfältig. Auch im sechsten Jahr gab es Neues zu entdecken und Bewährtes wieder zu sehen, zum Beispiel Kunsthandwerk in der Lagerhalle Denu, interessante Lichtkunst an Architekturdenkmälern, Mitmachprojekte in der Buschgalerie und Kinderbilderim Kinderladen. Vielleicht haben in diesem Jahr die ganz großen Kunstprojekte gefehlt, die in den ersten Jahren die Besucher zum Staunen gebracht haben. Wir müssen auch Acht geben, dass die Gastronomie und die Parties nicht die Kunst zur Seite schieben; aber es ist gut, dass sich auch die Gastro im Nachtwandel entwickelt hat. Und die Bratwürste nach dem Originalrezept der sizilianischen Großmutter sind doch ein Kunstwerk, oder?

Jungbuschstraße und mehr: In der Jungbuschstraße schlägt das Nachtwandel-Herz. Es war richtig, dass wir die Straße für die Autos gesperrt haben. Ein Gewinn für die Sicherheit und die Geselligkeit. Feiern auf der Straße gehört zum multikulturellen Jungbusch dazu. Und Menschen unterschiedlicher Herkunft und Nationalität haben in diesem Jahr feste gemeinsam gefeiert, ob auf der Beilstraße oder dem Quartiersplatz, auch in stimmungsvollen Hinterhöfen und an vielen anderen Orten. Das war ein Highlight! Auch entlang der Promenade gab es in diesem Jahr viel zu sehen. Die Lichtkünstler sorgten für Hingucker und schöne Stimmungen. Ein weiteres Highlight!

Migranten machen mobil: Noch nie waren so viele Kreative dabei, die einen Migrationshintergrund haben. Die mutigen „Bräute“ in der Waschstraße, die begeisternden Musiker auf der Beilstraße und der Jungbuschstraße, interessante Begegnungsprogramme in den Moscheen, in der OMM, bei der Creative Factory, um nur einiges zu nennen. Beachtlich war die Musikvorführung der Roma auf dem Quartiersplatz. Viele Besucher blieben beeindruckt stehen und fragten: „Was ist das für Musik? Das ist so ganz anders…“ Selten erhalten Roma so viel Aufmerksamkeit und Anerkennung wie an den Abenden des Nachtwandels. Der Nachtwandel ist ein großes Beteiligungsprojekt, bei dem sich unterschiedliche Menschen auf etwas Gemeinsames einlassen. Entwicklung braucht eben Zeit. Da darf noch was dazukommen. Die Richtung stimmt.

Der Nachtwandel improvisiert: Schön, dass das Ereignis auch im sechsten Jahr noch nicht „in die Jahre gekommen ist“. Das sieht man u.a. daran, dass sich weiterhin Ungeplantes oder Spontanes ergibt. Gelbe Eimer an der Teufelsbrücke brachten die Besucher in diesem Jahr auf die Idee, Wettspiele zu machen. Spontan bildeten sich Teams, sie gaben sich ihre eigenen Spielregeln und gleich darauf begann das Bauen um die Wette: Jedes Team versuchte, aus je 20 gelben Plastikeimern den höchsten und schönsten Turm zu bauen… natürlich klappte nicht immer der erste Versuch, Türme brachen mehrmals zusammen, bis die Konstruktion soweit durchdacht war, dass alles hielt. Da war mitunter viel Fingerspitzengefühl nötig. „So lustig war der Nachtwandel noch nie“, kommentierte eine Passantin.

Der Nachtwandel probiert Neues: Nicht immer gelingt alles auf Anhieb. In der neuen Turnhalle blieb die ganz große Stimmung am Freitagabend aus. Das Familienprogramm am Samstagnachmittag, das zum ersten Male im Nachtwandel stattfand, hätte noch einige Besucher mehr verdient gehabt. Dran bleiben! Wir hoffen, es gibt auch 2010 wieder einen Nachtwandel.

Bettina Franzke/Michael Scheuermann

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