„GRÜN-BLAU-FOTOGRAFIERT“
Creative Factory entwickelte Ausstellung zu Gewalt gegen Frauen

Grün-Blau Melek Y

Die Ausstellung von der Mädchentheatergruppe der Creative Factory im Gemeinschaftszentrum Jungbusch rückte das Thema Gewalt gegen Frauen in den Blick der Öffentlichkeit und wurde am 21. April im Laboratorio17 präsentiert.

Melek Kilic und Mine Ünal, zwei junge Frauen aus der Theatergruppe, hatten im Rahmen ihres Studiums an einer Fachschule für Gestaltung die Aufgabe, ein Ausstellungsprojekt zu realisieren. In der Theatergruppe und in Gesprächen mit der Theaterpädagogin entwickelte sich sehr schnell die Idee, ein gemeinsames Projekt zum Thema Gewalt gegen Frauen zu entwickeln. In Gruppentreffen wurden Ideen gesammelt und die künstlerische Umsetzung diskutiert.

Die jungen Frauen informierten sich in verschiedenen Medien zum Thema und setzten sich damit auseinander. Diskutiert wurden Themen wie Zwangsheirat, Beschneidung, Partnerschaft, körperliche und psychische Gewalt, Gewalt im Alltag und häusliche und sexuelle Gewalt. Als Hintergrund für Gewalt gegen Frauen wurden oft u.a. missverstandene kulturelle und religiöse Normen, überkommene Traditionen, falscher Glaube, schwache Institutionen, falsche Sozialisation, genauso wie die Folgen der Globalisierung identifiziert und in die gedankliche Umsetzung einbezogen. Zudem wurde erörtert, inwiefern Kriege und Bürgerkriege im Hinblick auf Gewalt gegen Frauen eine Rolle spielen können. Denn Gewalt gegen Frauen wird mitunter auch als Kriegswaffe eingesetzt.

Emotionaler Zugang zum Thema

Die Gruppenteilnehmerinnen stellten fest, dass Frauen unabhängig von Herkunft, kultureller Identität, Alter, Ausbildung und Beruf Gewalt erleben und dass viele Betroffene sich aus Scham nicht trauen, Hilfe zu holen. Sie verschweigen die ihnen widerfahrene Gewalt und zeigen die Täter nicht an.

Doch wie sollte das Thema in eine Ausstellung umgesetzt werden? Eine dokumentarische Herangehensweise erwies sich aus unterschiedlichen Gründen als unmöglich. Deshalb entschied die Gruppe sich für eine künstlerische Inszenierung, die dem Thema auch emotional gerecht wird.

Zunächst wurden Bühnenszenen entwickelt, die das Thema sichtbar machten. Anschließend fotografierten sich die Teilnehmerinnen zunächst selbst und dann andere Mädchen und Frauen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters. Die entstandenen Bilder wurden grafisch bearbeitet und durch Texte ergänzt. Durch diese Kombination von inszenierten Porträts, die Gewalt gegen Frauen plakativ darstellen, und Texten, die Statistiken, Kommentare und Stellungnahmen beinhalten, entstand eine Gesamtwirkung. Die Betrachterinnen und Betrachter werden auf diese Weise unausweichlich mit dem Thema konfrontiert.

Zusätzlich zu den Porträts wurde entschieden, auch den Entstehungsprozess zu dokumentieren.

Als besonders wertvoll erwiesen sich die im Projektverlauf entstandenen Kontakte zu Gruppen, Einrichtungen und Institutionen, die sich ebenfalls mit dem gegebenen Thema auseinandersetzen, zum Beispiel der Internationale Frauentreff, der Bewohnerverein Jungbusch, die Künstlerinitiative Laboratorio17, das Frauenhaus Heckertstift und die Bewohnerinnen des Quartiers.

Große Resonanz und viel Nachdenklichkeit

Zur Ausstellungseröffnung im Laboratorio17 erschien ein sehr gemischtes, kulturell buntes Publikum, darunter auch Verwandte, Angehörige, Befreundete sowie die Lehrerinnen und Lehrer der Mädchengruppe. Die Atmosphäre war emotional sehr berührend. Die Ausstellung und das musikalische Begleitprogramm ermöglichten einen interaktiven Austausch und regten zum Nachdenken an.

Das Interesse war so groß, dass das Laboratorio17 noch an vier weiteren Tagen geöffnet wurde.

Zusammen mit der kommunalen Galerie Port25 wird das Projekt demnächst fortgesetzt.

Unterstützt wurde die Ausstellung vom Kulturamt der Stadt Mannheim im Rahmen von Kultur am Kanal.

Der Entstehungsprozess ist Teil des Projektes „Chancen in der Arrival City“ und wird vom Bundesministerium des Innern und dem Beauftragten für Integration und Migration der Stadt Mannheim gefördert.

Lisa Massetti

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