Menschen aus dem Jungbusch im Königsgewand

Ich bin KönigIn

Ausstellung „Ich bin König/Königin“ widmet sich den persönlichen Glanzmomenten der Menschen im Jungbusch

Das Entdecken erhabener Momente im Alltag der Menschen aus dem Jungbusch stand im Fokus der Ausstellung „Ich bin König/Königin“, die am 29. Mai in den Räumen der Künstlerinitiative laboratorio17 eröffnet wurde. Weit über 100 Besucherinnen und Besucher hatten sich zur Vernissage eingefunden, um die gekrönten Portraits und deren persönliche Glanzmomente zu feiern.

Dafür wurden im Vorfeld die Menschen aus dem Stadtteil aufgerufen, einmal im Königsornat auf einem Thron Platz zu nehmen. Den hat Thomas Kaufmann, einer der Künstler im laboratorio17, für die Herrschenden gebaut. „Man verliert in dieser grundsätzlich materialistisch geprägten Welt seinen persönlichen Wert aus den Augen. Wichtig war uns deshalb bei der Arbeit mit den Menschen aus dem Jungbusch, die Highlights ihres Lebens aufzuspüren und auszuleuchten. Die gehen nämlich in der Oberflächensucht der Gesellschaft leicht unter“, so Kaufmann, der die gekrönten Häupter für die Ausstellung fotografiert hat. Dazu wurden Interviews geführt, die zusammen mit den Portraits der Herrscherinnen und Herrscher und ihren selbst erdachten Wappen auch in eine Broschüre eingeflossen sind. Ein Querschnitt unterschiedlicher Lebenserfahrungen ist dabei entstanden.

Fouzia hat die Besucher der Vernissage mit royalem Fingerfood versorgt und ist eine der ausgestellten Königinnen. Das letzte Mal habe sie sich königlich gefühlt, als das Abitur geschafft war, erinnert sie sich. Tülay hatte solch einen Moment of Excellence, als ihr Kind von drei verschiedenen Lehrern der Schule gelobt wurde. Und Günther, der selbstlos die Hafenpromenade und Jungbuschstraße putzt, hat immerhin 30 Jahre lang darauf gewartet, einmal im Königsgewand auf einem Thron zu sitzen.

Lisa Massetti, Theaterpädagogin und Mitbegründerin des laboratorio17 freut sich: „Es macht mich glücklich, wie die Menschen ihr eigenes Leben in die Hand nehmen.“ So wie Feenose, der es trotz aller Widrigkeiten gelungen ist, die Königin in sich zu entdecken. Mit ihrer Musik setzt sie Akzente gegen die Diskriminierung von Albinos und Mädchenbeschneidung, beides nicht nur Randerscheinungen in ihrem Herkunftsland Burkina Faso.

„Mit unseren Projekten wollen wir einen Rahmen für Kunstwerke schaffen, die durch die Mitwirkung der Menschen erst komplettiert werden. Der Beteiligungsaspekt ist uns wichtig“, betont Bernd Görner, Koordinator der Künstlergruppe im Gemeinschaftszentrum Jungbusch. Das Projekt, an dem sich Thomas Kaufmann, Lisa Massetti, Alexander Bergmann, Edith Lang, bukowski, Ezin Bozyazi, Larissa Dubjago und Corine Schwarz als Künstler beteiligt haben, wurde vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und dem Kulturamt der Stadt Mannheim gefördert.

Die Ausstellung „Ich bin König/Königin“, die es im Gemeinschaftszentrum Jungbusch auch zum Nachlesen in Form einer Broschüre gibt, ist noch bis zum 15. Juli in der Jungbuschstraße 17 auf Anfrage unter der Rufnummer 0621-105356 oder 0151-12936269 geöffnet.

Die Broschüre können Sie hier [ anschauen ] oder [ downloaden ].

CS

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