Am letzten Oktoberwochenende öffneten Künstler, Kulturschaffende und viele Mitwirkende aus dem Stadtteil zum zweiten Mal ihre „Schatzkammern“. Besucher aus nah und fern ließen sich auf den Jungbusch im Wandel ein. Rund 100 Mitwirkende – mehr als bei der Premiere im letzten Jahr – verwandelten Hinterhöfe in Kreativwerkstätten, Alltagskneipen in Jazz-Lokale, oder Waschstraßen und Ateliers zu Theaterbühnen.
Mit dabei auch die Hafenkirche und Liebfrauenkirche mit Ausstellungen und Musikdarbietungen und die beiden Moscheen mit Führungen. Die große Zahl von Künstlern mit Migrationshintergrund machte den Nachtwandel mit seinen 29 spannenden Orten zum interkulturellen Ereignis. Die über 3000 Besucher sahen an beiden Veranstaltungstagen jedoch keinen geschminkten Stadtteil, sondern erlebten den Jungbusch so wie er ist: spannend, vielfältig, kantig, teilweise widersprüchlich, atmosphärisch, mediterran, manchmal laut und dann wieder sehr leise und nachdenklich.
für den Brückenschlag zwischen Bewohnern und Besuchern sorgten vor allem die Eigenproduktionen aus dem Stadtteil: So gaben junge Migranten als „Buschtrommler“ der Creative Factory den lautstarken Startschuss. In einer Foto-Ausstellung des Internationalen Frauentreffs konnten sich die Besucher ein Bild davon machen, wie Migrantinnen ihren Stadtteil sehen.
Viele Besucher hatte auch die Kauffmannmühle zu verzeichnen, wo gemeinsam mit der Zunft AG bereits Lust auf das dort geplante Kulturcafe verbreitet wurde. Regine Nagel erstellte dabei mit Gästen ein Großbild zum Thema Heimat und Fremde. Dazu inspiriert wurde sie durch ihre Lehrtätigkeit in Integrationskursen mit Frauen aus dem Jungbusch. Große Resonanz zu verzeichnen hatten auch die JungbuschKünstler Alexander Bergmann im Künstlerisch gestalteten Hinterhof der Jungbuschstraße 22 und Rolf Schreckenberger – der letzte Klempner im Jungbusch – mit seiner „Busch-Kuh“ und den Riesenvögeln an der Dalbergstraße.
Ein besonderer Clou gelang Susanna Weber im ehemaligen Kurbad in der Beilstraße: beim Sealed Time Projekt wurden „Wasser“-Botschaften mit der litauischen Hafenstadt Klaipeda ausgetauscht, eine der Partnerstädte Mannheims. Kreativität war auch bei Jungbuschbewohner Albert Huber im Projektladen Plankanal gefragt. Wer Lust hatte, konnte in der ehemaligen Metzgerei Herrmann schon mal Ideen für die zukünftigen internationalen Gärten an der neuen Promenade entwickeln.
für Riesenstimmung bis tief in die Nacht sorgten junge Migranten der im Laboratorio17 ansässigen Internationalen Musikschule von Bülent Kapan. Die Jungbuschstraße 17 verwandelte sich für die Dauer des Nachtwandels zur Türkisch Lounge . Verwandlung war auch im Cafe Egal angesagt. Dort drehte der Bewohnerverein die Uhren Zurück und lie? die 50er Jahre durch Film- und Fotoelemente wieder aufleben. Auch die Big Sport Bar zeigte sich in beiden Nächten von ihrer musikalischen Seite. Gianni Maragliano – sizilianisches Jungbusch-„Urgestein“, der über 30 Jahre in der Beilstraße lebte und Emanuele Carone mit eigenem Tonstudio in der Dalbergstraße brachten mit Lieder von Pavarottti bis Ramazotti Italiener und Deutsche, Einheimische und Besucher gleichermaßen in und außerhalb der Kneipe zum Mitsingen und Tanzen. Viele Besucher des Freitags kamen auch am Samstag wieder. Der Nachtwandel hatte mit insgesamt 41 Programmpunkten Lust auf noch mehr Jungbusch gemacht!
Der Jungbusch hat beim Nachtwandel 2005 wieder einmal gezeigt, was in ihm steckt.
Laboratorio17 und Quartiermanagement Jungbusch bedanken sich für das große Engagement aller Mitwirkenden. Dank auch an die Stadt Mannheim für die Förderung sowie an unsere Sponsoren, ohne die der Nachtwandel nicht möglich gewesen wäre, insbesondere an das Kulturamt, den Beauftragten für ausländische Einwohner und den Fachbereich Städtebau. Großzügige Unterstätzung seitens der Wirtschaft kam in diesem Jahr von der Bauunternehmung Sax + Klee GmbH, der Dienstleistungsgruppe Lieblang, den Eichbaum Brauereien und von Müllerdruck Mannheim.