„Wir spielen nicht nur Theater – wir teilen unser Leben!“
Stadtteil-Jugendliche und Bewohner zeigen Schiller-Klassiker als Straßentheater-Version im Jungbusch

ZarteSehnsucht

Unter dem Titel „ZarteSehnsuchtSüßesHoffen“ führen Jugendliche mit Migrationshintergrund der „Creative Factory“ im Gemeinschaftszentrum Jungbusch ein Theaterstück nach Motiven von Friedrich Schiller auf. In diesem Jahr mit dabei sind erstmals auch erwachsene Stadtteilbewohner. Premiere des Sidewalktheaters, bei dem die Akteure die Zuschauer zu einem Streifzug durch die Straßen und Plätze des Jungbusch mitnehmen, ist Samstag, der 15. Juni 2013 um 19.00 Uhr. Startpunkt ist der Saal des Gemeinschaftszentrums Jungbusch (Jungbuschstr. 19). Eine weitere Aufführung findet am Sonntag, den 16. Juni 2013 um 18.00 Uhr an gleicher Stelle statt.

ZarteSehnsuchtSüßesHoffen ist eine Neu-Erarbeitung des beim Theaterfestival Schwindelfrei im Jahre 2009 preisgekrönten Stückes. Die Inszenierung ist ein weiterer Höhepunkt der langjährigen theaterpädagogischen Arbeit mit Jugendlichen im Stadtteil. Die „Creative Factory“ besteht seit 1994 und gibt  Jugendlichen die Chance, sich über Theater und Schauspiel produktiv mit der eigenen Lebenswelt und Zukunft auseinander zu setzen. Das Theaterstück ist bereits die sechste große Schillerproduktion, die die Schauspielerin und Theaterpädagogin Lisa Massetti mit Jugendlichen aus dem Jungbusch erarbeitet. Die Produktionen waren jeweils auch bei den Internationalen Schillertagen in Mannheim zu sehen.

Ähnlich wie der junge Schiller drücken die 27 jungen Darsteller und 10 Erwachsenen über das Stück ihre eigene gesellschaftliche Realität aus und stellen eine Verbindung her zwischen ihrer heutigen Lebenswelt und den klassischen Schiller’schen Themen wie Recht und Ungerechtigkeit, Freiheit und Gefangensein oder Vernunft und Unvernunft.

ZarteSehnsucht

„Alle Szenen kreisen um die eine Frage: Wo hört das Leben auf, wo fängt die Rolle an? Wo darf ich spielen? Am Ende erscheint es fast, dass die Darsteller gerade in der historisierenden Aufführung Facetten ihrer Persönlichkeit zeigen, die im täglichen Kampf um Arbeit und Respekt nicht vorkommen können. (…) Und so wird der kleine Scherz Schillers zur Folie, die Lisa Massetti (Regie), Bernd Görner (Dramaturgie) und alle Darsteller gemeinsam und gekonnt mit ihrer Realität übermalen. Es gelingt ein seltenes Theaterglück: Die Harmonie von Denken und Handeln, von Wunsch und Realität, der Übersetzung innerer Vorgänge in eine adäquate Form oder kurz: Es entsteht Kunst.“ (Auszug aus der Laudatio der Preisverleihung 2009)

Gespielt wird Open Air. So werden Originalschauplätze im Jungbusch zu theatralen Handlungsräumen. Die Grenzen zwischen Darstellung und Wirklichkeit werden aufgelöst. „Das Spielen auf der Straße schafft zudem die Möglichkeit, dass auch Passanten am Geschehen teilnehmen können und regt das Gespräch über das Gesehene bzw. Erlebte an“, erklärt Lisa Massetti, die den Jugendlichen die Möglichkeit eröffnen will, einen deutschen Klassiker neu kennen zu lernen und Text und Handlung über zeitliche und kulturelle Grenzen hinweg zu transportieren.

In diesem Jahr bezog die Regisseurin Lisa Massetti nicht nur die Mitglieder der drei Theatergruppen mit ein, sondern auch Erwachsene aus dem Jungbusch. Brücken werden somit nicht nur zwischen den Generationen geschlagen, sondern auch zwischen den Lebenswelten der verschiedenen Bewohnergruppen, zwischen gestern und heute und deutsch und nicht-deutsch.

Die Theaterarbeit und andere kulturelle Projekte in der Creative Factory haben für die Jugendlichen einen hohen Stellenwert. „Wir spielen nicht nur Theater, wir teilen unser Leben“, so erklärt Mitspieler Fatih Akpinar die fast schon magische Bedeutung der erfolgreichen Theaterarbeit im Gemeinschaftszentrum Jungbusch.

“Die Kreativität im Jungbusch gehört eben allen“, sagt Michael Scheuermann, Quartiermanager und Leiter des Gemeinschafts-zentrum Jungbusch. Die langjährige Stadtteilkulturarbeit mit dem Nachtwandel, Laboratorio17 und nicht zuletzt der Creative Factory haben im Stadtteil positive Veränderungen herbeigeführt und mehr Selbstbewusstsein, einen größeren sozialen Zusammenhalt und mehr Beteiligung hervorgebracht.

„ZarteSehnsuchtSüßesHoffen“:

Termine:

Samstag, 15. Juni, 19.00 Uhr und Sonntag, 16. Juni, 18.00 Uhr
Beginn im Saal des Gemeinschaftszentrum Jungbusch (Jungbuschstr. 19), Eintritt frei!

Die Theaterproduktion, die im Rahmen der Reihe „Kultur am Kanal“ stattfindet, wurde ermöglicht durch den Mannheimer Krempelmarkt – projekt freiraum e.V. (Hauptsponsor) und das Kulturamt der Stadt Mannheim.

Weitere Informationen:

Gemeinschaftszentrum Jungbusch: Michael Scheuermann, Lisa Massetti, Tel.: 0621-14948

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