Nachbarschaftstag bringt Bewohner miteinander ins Gespräch
Wunschbaum für den Stadtteil

Von unserem Mitarbeiter Christian Hoffmann

Im Innenhof des Gemeinschaftszentrums stand ein kleiner Baum mit vielen bunten Zetteln an den Ästen. Auf den Zetteln sind handschriftliche Bemerkungen notiert. „Die Schokoladenfabrik stinkt!“, „Mehr Aktivitäten für Kinder“ oder „Solidarität aller Nationen“ sind nur einige Sätze darauf. Dieser „Wunschbaum“ war der Mittelpunkt des Nachbarschaftstags, an seinen Ästen durften die Bewohner ihre Anliegen in Bezug auf den Jungbusch anbringen.
Bei dem von den Initiativen des Gemeinschaftszentrums Jungbusch organisierten Fest gab es Live-Musik vom orientalischen Duo Bülent & Hikmet, ein Kickerturnier, ein Spieleparcours, HipHop-Tänze der Jugendgruppe „Creative Factory“ und selbstgebackene Plätzchen mit klerikalen Motiven unter Leitung von Theologe Hermann Rütermann. „Letztes Jahr feierten wir mit dem Nachbarschaftstag Premiere“, erklärt Quartiermanager Michael Scheuermann. „Mit diesem Fest möchten wir ein starkes Zeichen setzen für ein gutes Zusammenleben im Jungbusch.“ In dem Stadtteil stammen die Bewohner aus 80 verschiedenen Nationen, die meisten aus der Türkei und aus dem Süden Italiens. „Die Bewohner sollen miteinander ins Gespräch kommen und sich füreinander interessieren“, erläutert Scheuermann den Hintergrund vom Nachbarschaftstag. Aufgabe ist es, die Hemmschwelle zwischen den Migranten abzubauen. Bei den Kindern funktioniere das noch am leichtesten. „Die sehen sich jeden Tag in der Schule“, so Scheuermann. Schwieriger dagegen sei es bei den Erwachsenen, die sich nur von der Straße her kennen.
Beim Nachbarschaftstag waren außerdem erste Entwürfe und Modelle des Künstlers Alexander Bergmann ausgestellt. Bergmann möchte, in Kooperation mit anderen Kreativen, für die U-Bahnstation in der Dalbergstraße einen gezeichneten Straßenplan anfertigen. Die Dalbergstraße gilt als der unansehnlichste Ort im Jungbusch. „Dort stinkt es, es wird uriniert, Drogenabhängige halten sich dort auf“, zählt Alexander Bergmann auf. Eine graphische Stadttafel am Ausgang der U-Bahnstation könne den Passanten helfen, sich im Jungbusch zurechtzufinden. Daneben ist es ein erster Schritt zu einer Neugestaltung der heruntergekommenen Dalbergstraße.
Beim Nachbarschaftstag öffneten die Hofateliers über dem Projektladen „Laboratorio17“ ihre Räume, in denen Künstler aus der Pfalz, Heidelberg und Hockenheim ihrem Schaffen nachgehen. Kinder malten landesspezifische Bilder, die sie später als Mosaik zu den sieben Kontinenten zusammensetzten. Im internationalen Mädchentreff erfolgte eine Videopräsentation von Kurzfilmen aus dem Filmwettbewerb „Girls Go Movie“. In einer Ecke des Innenhofs bepflanzten die Bewohner Blumenkübel mit Geranien. Auch die Hauseigentümerinitiative verteilte in der Jungbuschstraße kostenlos Begonien und Fuchsbäumchen für Balkon, Baumscheiben und Fensterkästen. In der Hoffnung, dass sich die Bewohner dazu anregen lassen, selbständig für einen blühenden Jungbusch beizutragen. Ein Wiedersehen mit dem erwähnten Wunschbaum wird es beim sommerlichen Stadtteilfest am 5. Juli geben, um ihn mit weiteren Anregungen zu schmücken. „Vielleicht können wir ja bis dahin einige Zettel abhängen“, zeigt sich Quartiermanager Michael Scheuermann optimistisch.

Mannheimer Morgen
2. Mai 2008

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