„Das war eine Premiere in und für Mannheim“, erinnert sich der heutige Diakonie-Chef Peter Hübinger an die Zeit Mitte der 1980er Jahre, als das Gemeinschaftszentrum Jungbusch erdacht und schließlich am 17.01.1986 offiziell eröffnet wurde. Hübinger, im Oktober 1985 zum ersten Leiter des Zentrums ernannt, kann sich auch nach 25 Jahren noch gut an die bewegten Zeiten erinnern. Neben ihm sitzt Claus-Peter Sauter, der schon damals für die AWO in Mannheim an leitender Stelle aktiv war. Zusammen mit Christa Langlotz und Ernst Ströhlein bildete er lange Jahre den Vorstand des Trägervereins Gemeinschaftszentrum Jungbusch e.V. „Es war zum ersten Mal und ist bis heute einmalig, dass die Wohlfahrtsverbände einen gemeinsamen Verein gründeten“, erklärt Sauter, der sich erinnert, dass es Stadträtin Emilie Hucht war, die die Wohlfahrtsverbände ins Spiel brachte.
Um ein Haar wäre alles anders gekommen
Vier Jahre hatte es gedauert, bis die Idee eines Stadtteilzentrums als Drehscheibe für Bewohner- Engagement im Stadtteil und Ort der Begegnung zwischen Generationen und Nationalitäten schließlich in einer eigentlich als Wohnhaus geplanten Immobilie der GBG in der Jungbuschstraße 19 umgesetzt werden konnte. „Ohne die vehemente Kraft der Bewohner des Stadtteils, die bereits in den 1970er Jahren die Forderung nach Verbesserung der Wohnsituation erhoben und ein Stadtteilzentrum forderten, wäre es nicht dazu gekommen“, ist sich Peter Hübinger sicher. Es waren vor allem die beiden Kirchen im „Busch“, die über den Ökumenischen Arbeitskreis bewohnerschaftliche Interessen bündelten und sich als Anwalt des Stadtteils sahen. Um ein Haar wäre die Geschichte jedoch in eine ganz andere Richtung gelaufen. Denn: „In den frühen 80ern machte das Wort von der Flächensanierung die Runde“, erklärt der erste Gemeinwesenarbeiter im Jungbusch, „was nichts anderes bedeutet, als dass man plante, den Stadtteil als Wohngebiet aufzugeben“. Auf einer Bezirksbeiratssitzung in den frühen 80er Jahren kam es dann zu einem Aufstand von unten.
Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten
Die Dinge wendeten sich: Angestoßen durch den damaligen Baubürgermeister Gormsen untersuchte die Planungsgruppe KPS den Stadtteil und sein Kollege Wolfgang Pföhler aus dem Sozialdezernat brachte die Sozialplanung Jungbusch auf den Weg. Die Entwicklung nahm ihren Lauf. Die Verwaltung war auch damals schon modern. Man setzte auf Impulsplanung und richtete Vor-Ort-Planungen auf Straßen und Plätzen ein. Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Bereits im Jahre 1984 organisierte sich die Bewohnerschaft in Gestalt des Bewohnervereins und der Jugendinitiative Jungbusch. Beide Organisationen sind auch heute noch Mitglieder im Trägerverein des Gemeinschaftszentrums Jungbusch. „Es war eine sehr innovative Zeit“, erinnert sich Claus-Peter Sauter, denn im Juli 1984 wurde das Konzept für das neue Stadtteilzentrum beschlossen und zwar fachbereichsübergreifend, denn Jugendwohlfahrtsausschuss und Sozialausschuss tagten zu diesem Zwecke gemeinsam. Den Stadtteil festigen und zusammen mit den Bewohnern die Lebensverhältnisse verbessern, das war die Devise. Eine weitere Premiere sei noch genannt. Erstmals flossen auf Vorschlag des damaligen Beauftragten für ausländische Einwohner, Helmut Schmitt, europäische Mittel nach Mannheim.
Einfach näher an den Leuten dran
Die freie und gemischte Trägerschaft des Gemeinschaftszentrum Jungbusch mit AWO, Diakonie, Caritasverband und dem Paritätischen sowie den Bewohnerorganisationen hat sich bis heute bestens bewährt. Peter Hübingers Nachfolger kam dann 1992 in den „Busch“ und entwickelte das Zentrum weiter. Die Rede ist von Michael Scheuermann, der bis heute die Geschicke der Einrichtung lenkt. „Eine Einrichtung in freier Trägerschaft ist einfach näher an den Leuten dran“, ist sich der heutige Vorstand Berthold Droste, Angelika Weinkötz und Norbert Herrmann mit vielen Akteuren in und um das Jungbuschzentrum einig.
Das letzte Wort gebührt dem damaligen OB Gerhard Widder, der in der Eröffnungsbroschüre vor 25 Jahren schrieb: „Mit der Eröffnung des Gemeinschaftszentrums ist aber kein Endpunkt erreicht, sondern ein weiteres Etappenziel auf dem Weg zur stetigen Verbesserung der Situation dieses Stadtteils.“ Diese Aufgabe ist auch heute noch nicht vollendet.