Von unserem Redaktionsmitglied Anke Philipp
Wer kann schon den öffentlichen Raum sein eigen nennen? Auf jeden Fall die mutigen Zeitgenossen, die einem Hauch von Schnee und fröstelnder Januarkälte trotzten und unverdrossen ins 38 Grad heiße Nass stiegen, um im vier Quadratmeter großen Kunststoff-Bottich gemütlich abzutauchen. Zum mit Holz angeheizten ungewöhnlichen Bad vor staunender Menge im Freien servierte Wannen-Designer Sjoerd van Rooyen zwischen Popakademie und Jungbusch-Arena dann noch gegrillte Scampis und Champagner – ein Jungbusch-Wochenend-Erlebnis der besonderen Art, ganz in der Tradition spaßig-skurriler, aber hintersinniger „Nachtwandel“-Kunstaktionen. Da ließ es sich auch verschmerzen, dass ansonsten beim Familientag zum Abschluss der 2007-Jubiläumsfestwoche wenig Attraktives noch weniger Neugierige in den Hafenkiez zog.
Immerhin flatterten am Nachmittag vor dem Domizil der Künstlerinitiative Laboratorio 17 Dutzende Festfahnen im Wind: Bunte 2007-Grüße, welche die Kinder in der „Kulturkontaminierten Zone“ trotz allem mit Feuereifer produzierten. Die ehrenamtlich für das 2007-Büro als Scouts tätigen Schüler Fabian Hasenpusch, Benjamin Hoffmann, Michael Mohn und Christoph Winkelmann verteilten dazu gelbe Luftballons, wiesen den spärlich herein schneienden Besuchern den Weg. In der Jungbusch-Gaststätte „Nelson“ schräg gegenüber hatte derweil die polnische Band Dizire ihr Reiseziel erreicht. 19 Stunden mussten sich die zwölf Mitglieder über teils schneebedeckte Straßen kämpfen, um am Abend in der Jungbusch-Arena auf der Bühne zu stehen. Klar, dass sich die Musiker erst mal aufwärmten, bevor es dann am Nachmittag nach gemeinsamem Erinnerungsfoto mit Bürgermeister Dr. Peter Kurz zum Soundcheck ging.
Der Kulturdezernent gab zuvor den Startschuss für die Kulturcontainerstadt ConTent.17. Auf dem neu gestalteten Quartiersplatz mit Dach an der Teufelsbrücke erteilte er das Kommando für das Abstellen einer ersten Infobox. 27 Transportbehälter folgen und sollen 2007, verteilt im Quartier, Künstlern und Stadtteilakteuren Raum zum Gestalten bieten. Ergebnisse des Schaffens sind im Laufe des Jahres zu bestaunen. Das nachhaltige 2007- Projekt dockt programmatisch an die erfolgreichen „Nachtwandel“-Kulturtage an, die wiederum auf zehn Jahre beteiligungsorientierte Gemeinwesen- und Kulturarbeit unter dem Dach des örtlichen Gemeinschaftszentrums zurückgehen.
Mit dem Quartiersplatz sei nun auch die Promenade am Verbindungskanal fast fertig, kündigte Baubürgermeister Lothar Quast ein Einweihungsfest im Mai an. Wichtig für ihn: Dass der Ort zwischen altem Quartier und neuen Einrichtungen der Bevölkerung ein Forum bietet: „Wir wollen Handlungsspielräume eröffnen für die Menschen, die hier leben“.
Währen der 2007-Spielzeit im Jungbusch sollen die flexiblen und verschiebbaren Dachelemente am Platz zum geschützten Aufführungsort werden, versprach Content-Intendant Udo Schön. Im Sommer werde auf dem Verbindungskanal außerdem eine Wasserbühne geschaffen. Entsprechende Aufführungen werden dann sicher wieder mehr Kulturliebhaber ins ehemalige Rotlicht-Viertel locken als am Samstagnachmittag.