Power für den Busch

Alexandra Jimenez

Fasziniert von der Vielfalt

Alexandra Jimènez Gil, Kolumbien

Jeden Mittwoch Nachmittag führt Alexandra Jimènez Gils Weg von der Neckarstadt-West in den Jungbusch, weil sie dann zwei Stunden lang in der offenen „Spiel-, Sport- und Spaßgruppe“ mit rund 15 Kindern im Grundschulalter spielt, spricht, tobt. Alexandra lacht, wenn sie erzählt, wie das „Karottenspiel“ funktioniert, dass die Kinder sich an den Beinen ziehen und dabei furchtbar viel Spaß haben.

Engagement als „Türöffner“

Alexandra kommt aus Pereira, einer 400.000-Einwohner-Stadt im Nordwesten von Kolumbien, am Fuße der Zentralkordilleren. Die Liebe hat sie im vergangenen Jahr nach Mannheim geführt. Ihren Mann lernte sie kennen, als dieser ein Volontariat in einer Schule für geistig- und körperbehinderte Kinder in Kolumbien machte, in der sie als angehende Psychologin ebenfalls arbeitete. Und dann ging alles Schlag auf Schlag: Im Juli 2012 heirateten die beiden, im August beendete sie ihr Psychologiestudium, Mitte September landete sie in Deutschland, Ende September saß sie bereits im Integrationskurs am Goethe-Institut in Mannheim und lernte Deutsch. Seit Ende November arbeitet sie ehrenamtlich mit den Jungbusch-Kids.
Warum sie sich für dieses und kein anderes Engagement entschieden hat? Alexandra ist ein fröhlicher, offener Mensch – und Pragmatikerin: Sie sucht Kontakt in ihrer neuen Umgebung, sie möchte auch außerhalb des Sprachkurses Deutsch lernen, sie kann mit Kindern umgehen. Da sie vorhat, als Sozial-Psychologin in Deutschland zu arbeiten, möchte sie entsprechende Institutionen kennenlernen. Also erschien ihr das Engagement in der „Spiel-, Sport- und Spaßgruppe“ genau passend. Sie liebt ihre kleine Aufgabe: Die Kinder, aber auch die Leiterin Aysel Taylan und deren Mitarbeiterin Carmen Brenneisen öffneten ihr die Tür zu einer anderen Welt, sagt sie.

„Luxusgut“ Sicherheit

Alexandra ist 23 Jahre alt und wenn sie von ihrem Leben in Kolumbien spricht, wird schnell klar, dass sie aus einer Welt kommt, die wenig mit der in Deutschland zu tun hat. Sie schwärmt von den unterschiedlichen Landschaften – den Anden, Amazonien, der pazifischen und karibischen Küste – der immensen Artenvielfalt und der Gastfreundlichkeit der Kolumbianer. Sie spricht aber auch von Obdachlosen und Waisenkindern, mit denen sie gearbeitet hat, von „Desplazados“, Binnenflüchtlingen, die ihren Heimatort verlassen mussten, weil sie von diversen bewaffneten Gruppen bedroht wurden. Was sie an ihrem Leben in Deutschland schätzt sind die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit, vor allem aber die Sicherheit. Ohne Sorge über die Straße gehen zu können, keine Angst zu haben, ausgeraubt zu werden, kommt ihr wie ein Luxus vor. Vom Jungbusch ist sie fasziniert – wegen der großen Vielfalt der Kulturen, der vielen verschiedenen Sprachen und Gesichter.
Nadja Encke

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