Der 11. Nachtwandel ist gerade vorbei. Wieder war er ein voller Erfolg mit über 90 Programmpunkten, mehr als 800 Kreativen und rund 30.000 Besuchern. Die jährlich steigenden Besucherzahlen machten die Veranstalter neugierig: Wer sind diese Nachtschwärmer? Woher kommen sie? Warum kommen sie? Was suchen und (emp)finden sie?
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, hatte sich die SRH Hochschule Heidelberg (Studiengang Soziale Arbeit) unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Albert den Nachtwandel im vergangenen Jahr als Forschungsprojekt vorgenommen und evaluiert. Ihre Erkenntnisse basieren auf der Auswertung eines Fragebogens, der während des Nachtwandels 2013 an die nächtlichen Besucher und Bewohner des Jungbuschs verteilt wurde. Insgesamt nahmen 545 Personen an der Befragung teil. Viele Erwartungen der Veranstalter konnte die Studie jetzt wissenschaftlich bestätigen.
Wer kam warum?
Es zeigte sich, dass gleich viele Frauen wie Männer den Nachtwandel besuchten. Das Durchschnittsalter lag bei 33 Jahren. Genauer aufgeschlüsselt sieht es folgendermaßen aus: Die bis 20-Jährigen machten rund 16 Prozent aus, die 21- bis 30-Jährigen fast 41 Prozent, die 31- bis 40-Jährigen 14 Prozent, die 41- bis 50-Jährigen 10,5 Prozent und die 51- bis 60-Jährigen knapp zehn Prozent.
Über die Hälfte der Besucher kam aus Mannheim, über 40 Prozent war von außerhalb angereist, knapp 7,5 Prozent der Befragten stammten aus dem Jungbusch.
Die Studie stellt fest, dass das Kunst- und Kulturfest in hohem Maße sowohl das Bedürfnis nach kulturellen Angeboten als auch beim Nachtwandel zu feiern, befriedigt. Im Detail betrachtet, wird es kaum jemanden überraschen: Jüngere Besucher kamen im Vergleich zu älteren Besuchern eher zum Nachtwandel, um zu feiern. Währenddessen kamen die Älteren eher wegen der kulturellen Veranstaltungen.
Interessant war die Erkenntnis, dass Männer und Frauen zwar gleichermaßen nur durchschnittlich motiviert waren, während des Nachtwandels andere Menschen zu treffen, ansonsten aber unterschiedliche Interessen verfolgten. Frauen beispielsweise waren mehr an den kulturellen Events interessiert und neugieriger auf den Stadtteil und andere Kulturen als die befragten Männer. Allerdings waren Männer und Frauen gleichermaßen motiviert den Nachtwandel zu besuchen, um zu feiern.
Eindruck und Stimmung
Was die Stimmung und Atmosphäre beim Nachtwandel angeht, so wurde sie zwar von Jüngeren und Älteren wie auch von Frauen und Männern unterschiedlich wahrgenommen, doch war der Gesamteindruck sehr gut. Innerhalb des Stadtteils wurde sie insgesamt noch besser bewertet als von auswärtigen Besuchern ebenso wie von Besuchern, die zum wiederholten Mal den Nachtwandel besuchten.
Einigkeit herrschte darüber, dass der Nachtwandel den Ruf des Jungbuschs bzw. sein Image verbessert. Dies ist umso bedeutsamer, da der Ruf des Stadtteils in Mannheim und außerhalb Mannheims nur als durchschnittlich bewertet wird, und das unabhängig von Alter und Wohnort der Befragten.
Offensichtlich profitiert nicht nur der Jungbusch vom Nachtwandel, sondern die Stadt Mannheim insgesamt. Denn unabhängig vom Wohnort gaben die Besucher mit hoher Zustimmung an, dass der Nachtwandel zur Attraktivität Mannheims als tolerante, kulturell vielfältige und kreative Stadt beitrage.
Positives Fazit
Die Hochschule zieht folgendes, für den Jungbusch, aber auch die Stadt Mannheim positives Fazit: Der Nachtwandel wird von allen Befragten als gut bis teilweise sehr gut bewertet und schafft es, unterschiedliche Bedürfnisse zu befriedigen (Kultur und Party z.B.). Er wird nicht nur als Stadtteilfest, sondern eher als Stadtfest für Mannheim empfunden. Ja, es geht sogar noch weiter: „Wir können davon ausgehen“, so die Studie, „dass der Nachtwandel kulturell betrachtet von hoher überregionaler Bedeutung ist.“ Da die Mehrfachbesucher sowohl die Stimmung beim Nachtwandel, als auch den Ruf des Stadtteil auffallend besser bewerteten als Erstbesucher, kann man zudem davon ausgehen, dass der Nachtwandel ein gutes Mittel ist, um Einstellungen zum Stadtteil zu verbessern.