Virtuoser Umgang mit der Farbdose
Stadtgestaltung mit Jugendlichen unter der Kurt-Schumacher-Brücke

Von unserem Mitarbeiter Matthias Heiler

Seit kurzem ist die Stadt Mannheim um eine triste Betonfläche ärmer und eröffnet seinen Besuchern stattdessen einen Blick auf ein neues, faszinierendes Stück urbaner Kunst. „Welcome to the Jungbusch“ prangt in phantasievoll entworfenen Buchstaben von der umgestalteten Kurt-Schumacher-Brücke und kündigt den Eintritt in das lange Zeit verrufene Quartier an.
„In Anlehnung an das schlechte Image des Jungbusch haben wir bewusst den Dschungel als Motiv für unsere Aktion gewählt“, erklärte Sozialpädagoge Norman Achenbach vom Gemeindezentrum Jungbusch. In Zusammenarbeit mit der Jugendinitiative hatte er im Mai dieses Jahres einen Graffiti-Workshop aus der Taufe gehoben, um Jugendlichen zwischen zehn und 14 Jahren ein kreatives Betätigungsfeld zu bieten. An zwei Nachmittagen pro Woche brachten die Nachwuchskünstler ihre Ideen in Form von Skizzen zu Papier und erlernten den grundlegenden Umgang mit der Sprühdose. Als Höhepunkt des Projektes folgte die farbliche Verschönerung der in die Jahre gekommenen Brücke. Für den professionellen letzten Schliff sorgten die Graffitikünstler Auréle Mechler, Michael Vogt alias „FameDrang“, Fabian Lauer und Aljoscha van Bebber mit ehrenamtlichem Einsatz.
Die anwesenden Sponsoren zeigten sich begeistert. „Das ist wirklich Kunst und hat mit Geschmiere nichts zu tun“, betonte Geschäftsführer Rüdiger Gniesmer von der Firma Caparol. Dieser Meinung schlossen sich Thomas Maier, Susanna Gertheim und Markus Franz von der Maler- und Lackierer-Innung Mannheim an. „Eine tolle Sache. Viel schöner als dieses Grau in Grau. Dabei helfen wir gerne im Rahmen unserer Möglichkeiten mit. Mal sehen, was sich zukünftig noch machen lässt.“ Als Vertreterin der KulturContainerStadt ConTent.17 sprach Gerburg Maria Müller auch dem Montana Store Heidelberg Dank für dessen tatkräftige Unterstützung aus. Ingesamt verschlang das aufwendige Kunstwerk etwa 200 Spraydosen und zusätzliche Farbe für die Grundierung, deren Finanzierung ohne die großzügigen Spenden nicht möglich gewesen wäre.
Norman Achenbach hob anschließend noch einmal den pädagogischen Aspekt hervor: „Das Projekt soll nicht nur eine einmalige Wirkung haben, sondern als Einstieg für eine langfristige Jugendarbeit dienen. Die Kids haben so das Gefühl, einen Teil ihres Viertels zurückzugewinnen. Das fördert die Integration und Identifikation. Verantwortungsvolles Handeln steht dabei im Vordergrund. Graffiti illegal auf Wände zu sprühen, ist schließlich eine Straftat, und das haben wir auch deutlich gemacht.“

Mannheimer Morgen
8. August 2007

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