Von unserem Redaktionsmitglied Anke Philipp
Das Jubiläum einer Stadt bietet nicht nur die Gelegenheit zur Selbstdarstellung, sondern ist auch Anlass, über Vergangenes und Zukünftiges nachzudenken: Gegen Ende der 90er Jahre hat sich daher die Kommunalpolitik die innerstädtische Wiederbelebung zur Zukunftsaufgabe gemacht, zum Jahrtausendwechsel das Reparatur-Vorhaben „Kurpfalzachse“ aus der Taufe gehoben. Bis 2007, so die Absicht, sollte die City zwischen Schloss und Altem Meßplatz aufgemöbelt, Lebens-, Wohn- und Einkaufsqualität gestärkt werden.
Wie soll Mannheim am 24. Januar 2007, genau 400 Jahre nach der Verleihung der Stadtrechte, aussehen? So lautete am Beginn die zentrale Frage. Sieben Arbeitskreise schlugen erste Pflöcke ins Dickicht unendlicher Möglichkeiten. 83 Vorschläge wurden zu einem Bündel mit 38 Themenschwerpunkten geschnürt. 2002 erwuchs daraus der städtebauliche Realisierungswettbewerb „Kurpfalzachse Mannheim – vom Schloss bis zum Alten Messplatz“ mit den Aufgabenschwerpunkten Umgestaltung der Breiten Straße, des Kurpfalzkreisels, des Alten Messplatzes, der Zugänge zum Neckar und der Attraktivierung des Neckarübergangs. Dabei ging es nicht nur darum, Plätze und Fassaden ein wenig zu liften. Vielmehr plädierten die Bewohner dafür, das Umfeld der Breiten Straße mit zu betrachten, die Neckarstadt wieder an die City anzubinden. Die Einzelhändler sprachen sich für eine Standortstärkung mit konsequenter Imagepflege aus.
Bis 2007 haben Stadt, Land und EU schließlich einiges investiert: In einem breiten Diskussionsprozess mit der Bürgerschaft ist es vor allem gelungen, im Städtebau Akzente zu setzen. So lädt die neue Promenade hinter Pop-Akademie und Musikpark am Verbindungskanal zum Verweilen ein. Urbane Aufenthaltsqualität mit Bäumen und Wassergarten ist auch auf dem sanierten Alten Messplatz entstanden, in der Innenstadt lädt die aufgemöbelte Kurpfalzachse zwischen dem ebenfalls neu gestalteten Kurpfalzkreisel und dem Paradeplatz zum Einkaufsbummel ein.
Nach zehn Jahren intensivem städtebaulichen Planungsprozess könne sich das Erreichte sehen lassen, glaubt man im Rathaus und ist stolz auf das Ergebnis.
Auf städtischer Haben-Seite lassen sich schließlich noch weitere Jubiläums-Errungenschaften verbuchen: Zur Kurpfalzachse kommt die bereits mehrfach ausgezeichnete Jungbusch-Quartierentwicklung, die Sanierung des Friedrichsplatzes, das renovierte Zeughaus oder der Dachausbau des Schlosses. Nach zehn Jahren (im April 1996 wurde die erste 2007-Geschäftsstelle eröffnet) sei das Ganze auf jeden Fall ein „hervorragendes Gesamtergebnis“, findet denn auch Mannheims Baudezernent Lothar Quast, der seit Anbeginn den Prozess begleitet hat.
Aber natürlich mag nicht jeder in die Tonlage der 2007-Jubel-Arien einstimmen: Kritiker bemängeln, dass nach dem langen, offen gestalteten Planungsprozess eine „große Klammer“ beim Projekt-Sammelsurium ebenso wenig erkennbar sei, wie eine vernünftige Perspektive für die Zukunft der Stadt. Vor allem das Motto „Stadt an den Flüssen“ (das sieben bürgerschaftliche Arbeitskreise 1999 entwickelten) sei nicht umgesetzt: Zugang zum Rhein, Wohnen am Wasser, Gestaltung von Freiräumen am Fluss – Fehlanzeige. Jenseits der Breiten Straße fiel die Gestaltung der Seitenstraßen ebenso aus dem 2007-Gesamtpaket wie die Aufwertung des Neckarufers. Das so genannte „Haus der Möglichkeiten“, eine Weiterbildungseinrichtung, die den Endpunkt der Kurpfalzachse im Norden und ein Pendant zur Schloss-Universität markieren sollte, blieb ebenso auf der Strecke wie die Aufwertung der Schlossgartenstraße. Wenig erfreulich ist auch, dass im Jungbusch das private Investment, das einst den Ausschlag für die Pläne am Verbindungskanal gab, nicht in Gang kam, die herunter gekommene Kauffmannmühle das Bild vom neuen Stadteingang im Westen erheblich trübt. Eigentlich sollten dort moderne Lofts das Wohnen am Wasser ermöglichen, die Zunft AG neue Arbeitsplätze im klein gewerblichen Bereich schaffen.
Insgesamt wurden die ambitionierten 2007-Pläne 2003 aufgrund anderer finanzieller Verpflichtungen der Stadt von über 40,5 Millionen Euro auf die Hälfte, also auf 21 Millionen Euro, eingedampft – zum Schrecken derer, die über Jahre in Arbeitskreisen, Workshops und Bürgerversammlungen die Entwicklung voran getrieben hatten. Außen vor blieb beispielsweise die Fortführung der Promenade im Jungbusch bis an den Rhein oder auch der Kurpfalzachsen- Abschnitt bis zur Bismarckstraße. Eine städtebauliche Light-Version, die so manchem gar nicht mehr schmeckte.
Am Ende sei von einst hochfliegenden Jubiläumsplänen lediglich ein Stück Stadtreparatur übrig geblieben, kritisieren viele. Vom „Scherbenhaufen“ war ebenso die Rede, wie vom „Ende der Träumereien“. Vor allem viele Bürger wendeten sich enttäuscht ab. „Ein paar Bäume und Leuchten, dass kann