Immer mehr Filmdrehs im „Busch“
Chance oder Belastung für den Stadtteil?

Film ab! Klappe!

Es hat sich herumgesprochen: Der Jungbusch ist Mannheims atmosphärischster Stadtteil. Kontraste, Vielfalt und pralles Leben zeichnen das ehemalige Hafenviertel aus. Kein Wunder, dass dieses besondere und schillernde Quartier auch Filmemacher anzieht. Die Stadt Mannheim fördert zudem die Filmwirtschaft als zusätzliches Standbein der Kreativwirtschaft. Ob Tatort, Spielfilm, Reportage oder Doku: Der Jungbusch ist immer öfters gefragte Kulisse, was zunächst einmal diejenigen froh macht, die Mannheim ins rechte Licht rücken wollen. Auch so mancher Bewohner oder Geschäftsmann freut sich über die Beachtung sowie kleine Nebeneinnahmen, wenn Wohnzimmer oder Hof als Location auf Zeit genutzt wird.

„Wir sind kein Zoo“

Doch nicht alle sind glücklich über die steigende Zahl der Drehtage im Jungbusch. Wenn ein Drehteam anrückt, werden die ohnehin schon knappen Parkplätze im großen Stil gesperrt und der öffentliche Raum wird für erhebliche Zeiträume in Anspruch genommen. In diesem Jahr war der Ärger besonders groß, weil viele Fahrzeuge abgeschleppt werden mussten und  beliebte Laufwege oder Treffpunkte im Stadtteil abgesperrt wurden. Im Frühsommer waren an manchen Tagen mehr als 70 Parkplätze in Beschlag genommen. Wer die angespannte Parkplatzsituation kennt, kann sich die zusätzliche Herausforderung leicht ausmalen. „Wir sind kein Zoo“, beklagte sich unlängst ein eingesessener Jungbuschbewohner. Die Belastungen für den Stadtteil im ohnehin nicht einfachen Miteinander nehmen spürbar zu, nicht zuletzt durch die Ausweitung der Ausgehgastronomie. „Hier wird auch noch gewohnt!“, lauten Gegenstimmen aus der Bewohnerschaft.

Die Buschtrommel bat Quartiermanager Michael Scheuermann um ein Kurzinterview.

Buschtrommel: Sind die Belastungen durch die Ausweitung der Filmproduktionen und Ausgehaktivitäten im Stadtteil berechtigt?

Michael Scheuermann: Wohnen, Arbeiten und Freizeit sind wichtige Handlungsfelder im Stadtteil, die auch in Spannung zueinander stehen. Der Stadtteil ist in Bewegung und sucht permanent nach der richtigen Balance. Der Jungbusch hat viele Herausforderungen zu meistern. Zu den internen, zu denen Fragen des Zusammenlebens und des sozialen Zusammenhalts zählen, kommen vermehrt externe dazu, die aus der steigenden Attraktivität entstehen. Auf einer kleinen Fläche trifft all das, was pulsierendes großstädtisches Leben ausmacht, zusammen. Das führt zu Reibungspunkten. Man muss aufpassen, dass ein Quartier nicht überfordert wird. Es geht auch darum, dass man nicht den Ast absägt, auf dem man sitzt. Es muss eine Kultur des Gebens und Nehmens entwickelt werden. Das eine braucht das andere. Weder ein langweiliger noch ein überforderter Stadtteil ist attraktiv. Die Vielfalt und die Beheimatung müssen gleichermaßen gepflegt werden.

BT: Sehen Sie Möglichkeiten, die sich aufbauenden Spannungen zu lösen?

MS: Sehr wohl! Der Jungbusch hat sich immer dann positiv weiterentwickelt, wenn Entwicklungen gut eingebunden wurden. Ob etwas akzeptiert wird, hängt davon ab, ob die Akteurinnen und Akteure die Bevölkerung mitnehmen und nicht nur als attraktive Kulisse sehen. Wer den Jungbusch nutzt, muss auch Ressourcen bereitstellen und nachbarschaftsbezogen und sensibel vorgehen. Ich habe zum Beispiel beobachtet, wie stark die Kinder und Jugendlichen bei den letzten Dreharbeiten in ihrer Entfaltung eingeschränkt wurden. Es gab ständige Ermahnungen und Reglementierungen. Ich habe genauso beobachtet, wie interessiert die jungen Bewohnerinnen und Bewohner an der Arbeit der Filmproduzenten waren. Ich plädiere für die Schaffung von Win-Win-Situationen, also für Vorgehensweisen, von denen alle etwas haben. Warum nicht parallel oder im Vorfeld von größeren Produktionen die Kinder und Jugendlichen aktiv beteiligen? Beispielsweise durch medienpädagogische Workshops, die auch die Bildung verbessern.

Red.

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